
Der Fonds Analyst
terrAssisi Aktien - Kennen Sie die Franziskaner?
Die Franziskaner sind ein sogenannter Bettelorden. Ein Bettelorden ist ein Orden, der sich zur Armut verpflichtet hat und den Lebensunterhalt aus Arbeit und Schenkungen bestreitet. Und was hat das nun mit Investments an den Finanzmärkten zu tun? Die Geschichte zeigt, dass der Franziskaner-Orden es schon sehr lange versteht, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen. Bereits im Jahr 1462 wurde auf Anregung der Franziskaner der erste "Monspietas" (Berg der Barmherzigkeit) gegründet. Dabei handelt es sich um ein erstes öffentliches Pfandleihhaus, das von den Schuldnern nur einen kostendeckenden Zins verlangte, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Pfandleihhäusern, die seinerzeit mit Wucherzinsen viele Menschen leiden ließen. Nach dem Vorbild der "Monspietatis" entwickelten sich anschließend in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert die in kommunaler Selbstverwaltung geführten Gemeindesparkassen. In diesem beschriebenen Sinne hat die Missionszentrale der Franziskaner Ansätze zur ethischen Geldanlage entwickelt.
Traditionelle Franziskanische Werte treffen auf modernes Asset-Management
Franziskaner Helfen (gegründet 1969 in Bonn) haben sich vor über 15 Jahren die Frage gestellt, wie die eigenen Gelder angelegt werden (Rücklagen, Stiftungsgelder). Da es keine Produkte am Markt gab, die den strengen ethischen Anforderungen der Franziskaner entsprochen haben, legte Ampega zusammen mit "Franziskaner Helfen" im Jahr 2009 unter anderem den terrAssisi Aktien I AMI P (WKN 984734) auf, den wir Ihnen nachfolgend vorstellen werden. Daneben existiert noch der terrAssisi Renten (WKN A0NGJV). Die Idee dahinter war, ethische, ökologische, nachhaltige Fonds nach den franziskanischen Werten zu managen. Die Missionszentrale Franziskaner Helfen ist das international tätige Hilfswerk der Franziskaner und unterstützt weltweit über 700 Hilfsprojekte. Ein Teil der Managementvergütung des Fonds geht an die Missionszentrale des Franziskanerordens und dient der Finanzierung der Hilfsprojekte.
Die Verantwortlichen
Der hauptverantwortliche Fondsmanager heißt Sebastian Riefe. Er ist seit 2007 Portfoliomanager im Bereich Equity & Multi Asset und verantwortlich für die Bereiche Nachhaltigkeit und Dividendenstrategien. Seit Start des Fondskonzepts im Mai 2009 ist er für den terrAssisi Aktien I AMI P hauptverantwortlich. Riefe studierte nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, und seit 2009 führt er die Titel „CEFA & CIIA“ der DVFA. Neben dem genannten Aktienfonds ist er außerdem Portfoliomanager des Ampega DividendePlus Aktien, Ampega AmerikaPlus Aktienfonds sowie Ampega Diversity Plus Aktienfonds. Aufgrund seiner Leistungen wurde Riefe mehrfach ausgezeichnet, so geschehen vom Handelsblatt ("Top Fondsmanager" 2020 und 2023) und erhielt die Auszeichnung "Goldener Bulle" für den terrAssisi Aktien und Ampega Diversity Plus Aktienfonds. Sein Stellvertreter heißt Michael Nowicki, und dieser verfügt über 30 Jahre Investmenterfahrung.
Die Grundsätze für ethische Investments
Wie man sich denken kann, legen terrAssisi-Fonds das Vermögen nach strengen Nachhaltigkeitsgrundsätzen an. Der terrAssisi Aktienfonds investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die neben ökonomischen auch Umwelt- und Sozialkriterien in ihrer Firmenstrategie einbeziehen Die Auswahl orientiert sich an ethischen Leitlinien, die vom Geist des Hl. Franziskus inspiriert sind. Auf diese Weise fördern die Fonds die Entwicklung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Marktwirtschaft. Sie leisten damit einen Beitrag für mehr Umweltbewusstsein, mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Generationengerechtigkeit gegenüber Menschen und Kulturen in der Welt.
Erster Filter: Positivkriterien mit Best-in-Class-Ansatz
Um aus dem zur Verfügung stehenden Anlageuniversum (rund 7.800 Titel) eine Vorauswahl treffen zu können, arbeitet man im ersten Schritt mit dem Partner ISS-ESG zusammen. Dafür hat, hat ISS-ESG etwa 700 Indikatoren entwickelt. Zur zielgerichteten Bewertung werden im Auswahlprozess durchschnittlich 100 Indikatoren branchenspezifisch ausgewählt. Nachdem das Anlageuniversum branchenunabhängig nach den Indikatoren ausgewertet ist, verbleiben aus dem ursprünglichen 7.800 nur noch circa 1.500 Titel. Diese rund 1.500 Unternehmen sind die, die sich in den ausgewählten Bereichen vorbildlich verhalten. Kategorien sind hier Mitarbeiter und Zulieferer, Gesellschaft und Produktverantwortung, Unternehmensführung und Ethik, das Umweltmanagement, Produkte und Dienstleistungen sowie die Öko-Effizienz.
Best-in-Class-Ansatz
Der Best-in-Class-Ansatz, der im Auswahlprozess angewendet wird, sorgt dafür, dass das Portfolio breit diversifiziert werden kann. Denn bei dieser Art von Ansatz werden nicht von vorneherein gewisse Sektoren ausgeschlossen, man sucht vielmehr die nachhaltigsten Unternehmen der jeweiligen Branche.
Quelle: Ampega
Zweiter Filter: Harte Ausschlusskriterien der Franziskaner
Doch unabhängig von der Beurteilung der Positivkriterien, werden Unternehmen ausgeschlossen, die in bestimmten kontroversen Geschäftsfeldern tätig sind bzw. bestimmte ethisch kontroverse Geschäftspraktiken verfolgen. Gemeint sind dem Zusammenhang Themen wie Rüstung, Embryonenforschung, Biozidherstellung, Arbeitsrechtsverletzungen, ausbeuterische Kinderarbeit, Bilanzfälschung, Korruption, Tierversuche, Massentierhaltung, Glücksspiel etc. Nach diesem Filter fallen etwa weitere 200 Unternehmen raus, es verbleiben also noch rund 1.300 Unternehmen, die dann vom Portfoliomanagement fundamental analysiert werden.
Dritter Filter: Fundamentale Selektion des Portfoliomanagements
Zu guter Letzt legt nun noch das Portfoliomanagement Hand an. Neben den definierten Nachhaltigkeits-Kriterien sind im Rahmen der Fundamentalanalyse die Dividende (Dividendenkontinuität, Dividendenwachstum), der Verschuldungsgrad, die Gewinnentwicklung, die Aussichten für die nächsten drei Jahre und auch der Free Cash Flow wichtige Parameter und Kennzahlen, die berücksichtigt werden ("Quality Growth-Ansatz"). Als Researchquellen nutzt Riefe unter anderem interne Unternehmensbewertungen durch 20 Analysten und externes Research globaler Investmentbanken. Nach diesem dritten Filter bleiben etwa 100 Titel übrig, davon werden dann die aussichtsreichsten 70 bis 90 Positionen im Portfolio allokiert. Derivate zur Absicherung werden nicht genutzt, Fremdwährungen werden ebenfalls nicht abgesichert. Der Fonds ist in der Regel voll investiert.
Langfristiger Investmentansatz
Wie man an dem bisherigen Turnover erkennen kann, wird ein langfristiger Ansatz verfolgt. Der relativ niedrige Turnover lag in den letzten Jahren bei rund 35 % p.a. Insbesondere in eher ruhigen und schwächeren Marktphasen performt der Fonds stark, während er in konjunkturellen Boomphasen und bei Outperformance von Value (vor allem Banken, Energie und MAG 7) dem Gesamtmarkt nicht ganz folgen kann. Vierteljährlich wird das Portfolio überprüft. Eine einzelne Position soll eine Gewichtung von 5 % nicht überschreiten, bezogen auf die Regionen gibt es dagegen keine Gewichtungsgrenze.
Verkaufsdisziplin und Risikomanagement
Wann wird ein Titel verkauft? Dies ist der Fall, wenn die Nachhaltigkeitskriterien (Best-in-Class Rating bzw. Ausschlusskriterien) oder die Fundamentalkriterien der Dividenden- bzw. Wachstumsstrategie nicht mehr erfüllt sind. Mit Blick auf das Risikomanagement hat jede Position eine feste Gewichtung. Kommt es zu größeren Abweichungen vom Zielgewicht (+/- 0,5 %), wird die Position reduziert oder aufgebaut. Diverse Risikogrößen (Stresstest, Marktrisiko) werden täglich berechnet und berücksichtigt.
Abgrenzungen/USP zur Peergroup
Die Einzigartigkeit des Fonds und Ansatzes entsteht in erster Linie durch die Zusammenarbeit mit Franziskaner Helfen und der Tatsache, dass ein Teil der Verwaltungsvergütung des Fonds an den Fondsinitiator geht, um globale Hilfsprojekte zu unterstützen. Auch der Track Record mit 16 Jahren zeigt, dass Nachhaltigkeit kein Modethema ist oder regulatorisch getrieben sein muss, sondern aus Überzeugung erfolgreich sein kann. Apropos Erfolg:
Ergebnisse
Die bisher erzielten Ergebnisse sind überzeugend und brauchen sich vor den klassischen Anlagestrategien oder ETFs nicht verstecken, ganz im Gegenteil: Im laufenden Jahr steht ein kleines Minus in Höhe von knapp 4 %, über die letzten 12 Monate kann der Fonds um rund 5 % zulegen, über 3 Jahre +28,5 %, über 5 Jahre +83,20 % und über die letzten 10 Jahre steht ein Plus in Höhe von 131,50 % (Daten per 06.05.2025). Kein Wunder, dass das Volumen von 6 Mio. zum Start der Strategie in 2009 sukzessive auf mittlerweile rund 1,3 Mrd. Euro gesteigert werden konnte.
Portfolio (31.03.2025)
Unter den Top Ten befinden sich bekannte Namen wie Eli Lilly, Visa, NVIDIA, MasterCard, Procter & Gamble oder auch Linde. Regional dominieren die USA mit fast 60 %, gefolgt von Frankreich mit ca. 12 %, Deutschland mit etwas mehr als 6 % und Großbritannien mit 5,3 %. Auf Sektor-Ebene sind Industriegüter (24 %), Finanzen (23,6 %), Informationstechnologie (16,4 %) und Gesundheitswesen (14,2 %) am stärksten vertreten.
Fazit:
Einmal mehr zeigt sich, dass überdurchschnittliche Ergebnisse mit einem streng nachhaltigen Ansatz möglich sind. Wer einen aktiv und streng nachhaltig gemanagten Fonds sucht, dessen Ansatz sich deutlich von klassischen ESG-Fonds unterscheidet und gleichzeitig langfristig attraktive Erträge anstrebt, sollte sich dieses erfolgreiche Fondskonzept unbedingt näher anschauen.
Die Greiff Research Institut GmbH veröffentlicht zweimal monatlich die Ergebnisse des qualitativen Researchs und der Fondsanalysen in der Publikation DER FONDS ANALYST. Dabei ermöglicht die Finanzierung über Abonnements eine neutrale und konzernunabhängige Berichterstattung. Das Leistungsversprechen an die Leser lautet: DER FONDS ANALYST bietet eine transparente, detaillierte Analyse des deutschen Marktes für Publikumsfonds, das Redaktionsteam ist dabei bewusst subjektiv.