Der Fonds Analyst
Green Tech ESG Equity Fund!
Viele Anleger sind mit der Performance von nach ökologischen Kriterien gemanagten Fonds in letzter Zeit nicht wirklich zufrieden. Teilweise erlitten die Fonds größere Kursrückgänge, ausgelöst unter anderem von dem starken Wettbewerb im Solar- und Windkraft-Sektor, der sich entsprechend auf die Margen und Unternehmensgewinne auswirkte. Hinzu kam, dass der Wasserstoff-Sektor nach einem fulminanten Anstieg, der bis Anfang 2021 andauerte, eine Art Ausverkauf erlebte. Und so ist es kaum verwunderlich, dass viele Investoren dem Bereich nach und nach den Rücken kehrten. Aber wie so oft gibt es auch hier positive Ausnahmen, und eine wollen wir uns nun näher anschauen: Green Tech ESG Equity Fund EUR I (WKN A2QDZS). Wir beziehen uns in der nachfolgenden Analyse auf die I-Tranche, da die Retail-Anteilsklasse erst Anfang November zugelassen wurde.
Die Global Strategic Capital AG
Das Investment-Team des Schweizer Management-Advisors besteht aktuell aus drei Personen: Daniel Brühwiler (Senior Portfoliomanager) ist Gründer, CEO & CIO und hat in der Vergangenheit bei mehreren führenden Schweizer Banken (unter anderem Vontobel) seine Erfahrungen sammeln können. Ihm zur Seite stehen Otmar Steinberger sowie Bryan Brühwiler. Steinberger bringt sein breites Fachwissen im Aktienbereich ein und Bryan Brühwiler ist ESG-Analyst und Portfolio-Manager im Hause Global Strategic Capital AG. Als Portfolio Manager fungiert die Aquila Asset Management AG aus Zürich.
Das Anlageziel des Fonds
Und hier wird zum ersten Mal deutlich, was den Fonds von sehr vielen Mitbewerbern unterscheidet. Denn im Fokus stehen Unternehmen, die in der Entwicklung und Produktion technischer Lösungen tätig sind, um Umweltprobleme zu bewältigen ("Solution Provider"). Im Gegensatz zu anderen Fonds aus diesem Sektor erfolgen keine Investitionen in Firmen, die diese Lösungen einsetzen. Der Fokus liegt auf dem Bereich Energieeffizienz, und bei der Marktkapitalisierung fokussiert man sich auf hochliquide Large Caps. Nach SFDR handelt es sich um einen Art. 9 Fonds.
Ein Überblick
Es handelt sich um einen global ausgerichteten Aktienfonds, dessen Portfolio mit liquiden Large-Caps (mindestens 3 Mrd. USD) bzw. etablierten Firmen bestück ist. Im Auswahlprozess werden in Form eines Best-in-Class-Ansatzes die ESG-Kriterien berücksichtigt. Zudem kommt ein Multi Faktor Modell zum Einsatz. Konkret: Bei der Titelselektion konzentriert man sich auf die Faktoren Momentum, Value sowie Qualität. Und im Rahmen des Risikomanagements wird unter anderem darauf geachtet, dass das Portfolio breit und klug diversifiziert ist. Deshalb werden auch Sektoren allokiert, die kaum konjunkturabhängig sind, Dazu zählen beispielsweise Versorger oder auch der Bereich Waste Management
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Risikomanagements ist auch die konsequente Verkaufsdisziplin, durch die der Aktienanteil durchaus auch mal temporär auf 51 % sinken kann. Das Themen-Anlageuniversum ist sehr breit gefächert und reicht von Gebäude- und Wassereffizienz, Halbleiter-Technologie über Photovoltaik, Wechselrichter und Wind-Technologie (weitere Details siehe Grafik)
Die Titelauswahl und die Philosophie
In den letzten sieben Jahren wurde das Anlageuniversum sukzessive aufgebaut anhand von ESG-Scores mithilfe von CSRHub (Aggregation von >850 Datenlieferanten, Abdeckung von >50.000 Firmen in 155 Ländern, proprietäres Scoring Model nach Community, Mitarbeiter, Umwelt und Governance, objektivster Ansatz im Markt für die Ableitung von ESG-Bewertungen), der größten Plattform für die Ableitung von ESG-Bewertungen.
Halbjährlich, nämlich immer jeweils am 01. Mai und 01. November eines jeden Jahres, ist es soweit, und das bereits erwähnte Multi Faktor Modell wird angewendet.
Genauer: Das Ziel dieses Modells ist, Aktien zu finden, die ein starkes Momentum aufweisen. Wenn ein Unternehmen zwar eine hohe Qualität aufweist, die Aktie jedoch kein positives oder gar ein negatives Momentum aufweist, erfolgt keine Investition. Aber Momentum ist nur ein Faktor, der hier berücksichtig wird. Denn man will eine Investition zu jedem Preis verhindern. So kommt dann der Faktor Value ins Spiel. Im Rahmen der Titelselektion wird unter anderem mit einem Score gearbeitet. Der maximale Score liegt bei 5.
Das Scoring-System für Momentum und Value sowie der Faktor Quality
Momentum-Faktor: Wenn aus absoluter Sicht sich eine Aktie in einem Aufwärtstrend befindet, bekommt sie einen Punkt. Wächst sie schneller als der Heimatmarkt, kommen nochmal zwei Punkte dazu, und wenn der Titel stärker steigt als die Peers kommen nochmals zwei Punkte dazu. In dem Fall hätte sie den maximalen Score erreicht.
Beim Faktor Value wird die Price/Sales Ratio verwendet.
Liegt diese unter 2, so bekommt die Aktie die volle Punktzahl. Bei einer Ratio zwischen zwei und vier, werden 4 Punkte vergeben. Liegt die Ratio zwischen vier und sechs, bekommt die Aktie drei Punkte, zwischen sechs und acht werden 2 Punkte verteilt und bei einer Ratio höher als 8 wird noch ein Punkt vergeben. Fehlt noch der dritte Faktor, nämlich Qualität. Hier werden zwölf Kriterien analysiert, unter anderem die Marktstellung, vorhandene Markteintrittsbarrieren, Wettbewerbsvorteile, Bruttogewinnmarge etc. Liegen alle Scores vor, gibt es am Ende für jede Aktie einen gewichteten Score, bezogen auf die Faktoren (Score (Value + Momentum jeweils 40 %, Quality 20 %). Selektiert werden dann die besten 25 Aktien für das Portfolio, die Allokation erfolgt gleichgewichtet. Und diese beschriebenen Schritte erfolgen wie eingangs erwähnt halbjährlich.
Das Rebalancing zum 01. Mai und 01. November
Diese zwei Zeitpunkte wurden nicht zufällig gewählt, auch hier steckt eine gewisse Systematik dahinter, Stichwort Saisonalität. Man hat festgestellt (Daten basierend auf dem Dow Jones-Index), dass die Phase zwischen Anfang Mai und Ende Oktober nicht wirklich attraktiv ist im Vergleich zu der Zeitspanne von Anfang November bis Ende April. Im Portfoliokontext bedeutet dies, dass während der offensiven Phase (beginnend Anfang November) das Beta höher als 1 ist und in der defensiven Phase, die Anfang Mai beginnt, strebt man ein Beta unter 1 an.
Teil des Risikomanagements: Wann wird verkauft?
Nun kennen wir die Kriterien, die einen Kauf auslösen, aber wann wird ein Titel wieder verkauft? Hier spielen die Faktoren Value und Quality keine Rolle, man konzentriert sich nur auf das relative und absolute Momentum. Sollte eine Aktie die Anforderungen nicht mehr erfüllen, wird die Position verkauft. Der Verkaufserlös wird nicht sofort reinvestiert, der Verkaufserlös erhöht vielmehr die Kassequote und verbleibt dort bis zum nächsten halbjährlichen Rebalancing. Dadurch kann sich die Aktienquote auf bis zu 51 % reduzieren. Durch diese Vorgehensweise werden das Risiko und die Schwankungen reduziert. Von Anfang Mai bis Ende Oktober 2024 erhöhte sich die Kassequote sukzessive auf etwas mehr als 40 % und es waren vor dem Rebalancing zum 01. November nur noch 16 von ursprünglich 25 Positionen im Fonds allokiert. Sollte die Aktienquote aufgrund der Verkaufsdisziplin unter die gesetzlich vorgeschriebene Quote fallen, werden zur Absicherung Futures auf den S&P 500 sowie EuroStoxx 600 verkauft.
Die Performance, das Portfolio (ca. 44 Mio. Euro)
Bei Betrachtung der Kalenderjahres-Ergebnisse sticht vor allem das Jahr 2022 heraus. Hier verlor der Fonds lediglich 1,67 %, während andere zweistellige Verluste erlitten. Dies zeigt, wie gut die Verkaufs-Systematik in schwierigeren Marktphasen die Volatilität reduzieren und Drawdowns deutlich begrenzen kann. Seit Jahresbeginn kann der Fonds um etwas mehr als 13 % zulegen, über 12 Monate steht ein Plus in Höhe von rund 21 % und über die letzten 3 Jahre +23,5 % bei einer Volatilität von 10 % (1 Jahr) bzw. rund 15 % (3 Jahre). Bei der Allokation der Regionen lehnt man sich am MSCI World an, so dass die Gewichtung nordamerikanischer Titel im Fonds bei etwas mehr als 70 % liegt. Die Transparenz ist vorbildlich, wenige Tage nach einem Rebalancing kann man alle Portfoliotitel auf der Homepage öffentlich abrufen.
Fazit:
Es ist oftmals von Vorteil, wenn man bei Investitionsentscheidungen das Bauchgefühl außen vor und sich nicht von Emotionen leiten lässt und stattdessen mit einer gewissen regelbasierten Systematik Kaufentscheidungen trifft. Dass dies überaus erfolgreich sein kann, zeigen die bisherigen Ergebnisse des Green Tech ESG Equity Fund EUR. Wer sein Portfolio ökologischer aufstellen möchte, bekommt mit diesem Ansatz eine durchdachte Systematik und sogar einen Art. 9 Fonds, der bis dato zu überzeugen weiß.
Die Greiff Research Institut GmbH veröffentlicht zweimal monatlich die Ergebnisse des qualitativen Researchs und der Fondsanalysen in der Publikation DER FONDS ANALYST. Dabei ermöglicht die Finanzierung über Abonnements eine neutrale und konzernunabhängige Berichterstattung. Das Leistungsversprechen an die Leser lautet: DER FONDS ANALYST bietet eine transparente, detaillierte Analyse des deutschen Marktes für Publikumsfonds, das Redaktionsteam ist dabei bewusst subjektiv.