Volkswirtschaftlicher Ausblick

Führt Amtseinführung von Trump zu Kehrtwenden an den Märkten?

Erich Schilcher, Geschäftsführer AGATHON CAPITAL & AGATHON CAPITAL SCHWEIZ. Mehr Informationen gibt es hier.

Seit dem überraschenden Sieg von Trump am 5. November beobachten wir eine bemerkenswerte Divergenz an den weltweiten Aktienmärkten. Die US-Aktien steigen explosionsartig, gleichzeitig verlieren die Titel der Schwellenländer und Europas an Wert. Die US-Aktien sind somit auf einem 75-Jahreshoch und es stellt sich die Frage: Wohin gehen 2025 die globalen Aktienmärkte, der Dollar und die Zinsen?

Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die amerikanischen Indizes von der Realität eingeholt werden und die Märkte fallen. Spätestens zum Ende des ersten Quartals kommenden Jahres ist mit einer sich deutlich abschwächenden US-Konjunktur, steigenden Zinsen und entsprechend fallenden US-Märkten zu rechnen.

Für das 4. Quartal 2024 und das 1. Quartal 2025 sind in Erwartung von hohen Importzöllen und Einwanderungskontrollen durch die Trump Regierung sinkende Arbeitslosenzahlen, eine hohe Lagerhaltung und somit ein starker Anstieg des US-BIPs zu erwarten. All diese Faktoren sollten in den nächsten Monaten zu weiter steigenden US-Aktienkursen Richtung 6.600 im S&P 500 führen.

Seitens der FED sollten - aufgrund der positiven Konjunkturentwicklung - keine weiteren Zinssenkungen im Jahr 2024 mehr erfolgen. Mit Blick auf die eingeführten Importzölle und den starken Protektionismus der US-Regierung ist für das Jahr 2025 davon auszugehen, dass die FED wieder eine restriktivere Politik ansetzt, um der wieder aufflammenden Inflation und den fallende Renditen an den Rentenmärkten entgegenzuwirken.

Die Finanzbedingungen für die USA werden sich somit nach der Amtseinführung von Trump am 20.01.2025 komplett umdrehen. Alles dies passiert mit einer aktuellen Kerninflation in den USA von 3 Prozent. Nicht vergessen sollte man an dieser Stelle: Vor der Globalisierung in den 70er-Jahren lag die Inflation bei 5 Prozent. Die Globalisierung senkte diese damals auf unter 2 Prozent. Mit seiner Politik wird Trump den Inflationstrend wieder deutlich nach oben umdrehen. Entsprechend stehen US-Aktien rund um die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten auf wackeligen Beinen.

Die gute Nachricht in diesem Kontext ist, dass die Märkte mit ihrem starken Zinsanstieg Trump zwingen werden, die Zölle nicht zu hoch zu schrauben. Denn alle Regierungen haben lernen müssen, dass Wahlen immer nur über das Thema Inflation gewonnen oder verloren werden.

In Europa und Asien dürften die Zentralbanken, im Szenario der hohen Zölle und einer sich stark abkühlenden Wirtschaft, die Zinsen spätestens ab Januar 2025 deutlich lockern und ihre Fiskalpolitik weiter ausweiten. Für Europa und China würde dies niedrigere Zinsen, einen fallenden Euro, einen niedrigeren Ölpreis und positive Aktienmärkten bedeuten.

All diese Entwicklungen sind Vorboten dessen, dass wir uns auf dem Weg zu einem neuen Zyklus mit steigender Inflation, Veränderungen in der Demographie, sinkenden Unternehmensgewinnen und steigenden Anleiherenditen befinden.


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