Studie Fondsboutiquen
"Spannende Ansätze, abseits vom Mainstream, die hervorragend umgesetzt werden, finden sich erfreulich oft"
Herr Apelt, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Fondsboutiquen zu analysieren?
Christian Apelt: Im Rahmen unserer Portfolio-Analysen sind wir immer wieder über Fondsboutiquen mit spannenden Ansätzen gestolpert. Eine ganzheitliche und systematische Analyse des Fondsboutiquen-Marktes haben wir nicht gefunden. Daraus ist die Idee entstanden diesen vielfältigen Markt unter die Lupe zu nehmen und transparenter zu machen.
Die Klassifizierung einer „Fondsboutique“ folgt keiner einheitlichen Definition. Welche Kriterien haben Sie zur Auswahl der Fondsboutiquen für die Studie angewendet?
Apelt: Wir haben dieses Jahr 220 Fondsboutiquen untersucht. Dabei waren Unabhängigkeit (keine Tochtergesellschaften von Banken, Versicherungen oder großen Fondsgesellschaften), Finanzportfolioverwalter oder Fondsboutiquen unter einem Haftungsdach, höchstens 9 Fonds, ein Track Record von mindestens 3 Jahre und eine Mindestanlagesumme unter 25.000 EUR, die Aufnahmekriterien. Da die Gesellschaften unter Haftungsdächern systematisch schwer zu identifizieren sind, haben wir bei den Service-KVGen nachgefragt und von Ampega, Axxion, Hansainvest und Universal dankenswerterweise Informationen zu diesen Gesellschaften erhalten. Wir sind zuversichtlich, im nächsten Jahr von weiteren Service-KVGen Unterstützung zu bekommen, um das Universum weiter auszubauen.
Kommen wir zu Inhalten. Was haben Sie untersucht?
Apelt: Wir stehen für die ganzheitliche Betrachtung von Leistungen. In Anlehnung an den Capital Fonds-Kompass, der als Institution für die Qualitätsmessung der 100 größten Fondsgesellschaften gilt und den wir seit vielen Jahren begleiten, haben wir bei den Fondsboutiquen nicht nur die Fondsqualität, sondern auch die Managementqualität und Servicequalität analysiert.
Wie steht es um die Fondsboutiquen?
Apelt: Ich würde sagen, gutes Niveau mit steigender Tendenz. Wir konnten in diesem Jahr eine Verbesserung zum Vorjahr feststellen. Die Steigerungen bei der Service- und Management-Qualität konnten die schwächeren Ergebnisse bei der Fondsqualität überkompensieren. Festhalten muss man, dass die besten Fondsboutiquen im Branchenvergleich sehr hell scheinen. Auch spannende Ansätze, abseits vom Mainstream, die hervorragend umgesetzt werden, finden sich erfreulich oft. Großes Potenzial sehen wir bei der Transparenz. Die Investmentprozesse und insbesondere das Risikomanagement könnten mehr Aufmerksamkeit vertragen. Fondsinformationen sollten individueller auf den spezifischen Ansatz ausgerichtet sein und kundengerechter zur Verfügung gestellt werden. Beobachten muss man die Active Expense Ratio. Hier sind die Fondskosten aufgrund des häufig geringen Volumens eher hoch und die Performance-Fees teilweise knackig.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weiterführender Artikel bei capital.de und hier direkt zur Übersicht der besten Fondsboutiquen.

Christian Apelt
Das Institut für Vermögensaufbau ist eine 2005 gegründete unabhängige Rating- & Analyse-Boutiquen mit Fokus auf Investment-Themen aus München. Neben der Zertifizierung von vermögensverwaltenden Portfolios, erstellt das IVA umfangreiche Studien zu Vermögensverwaltern, Fonds und Investmentthemen und bietet Benchmarking- und Consulting-Dienstleistungen an.