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Bert Flossbach im Gespräch: Wer in gute Fonds investiert, muss zwischenzeitige Turbulenzen nicht fürchten
Herr Flossbach, wann waren Ihre ersten Berührungspunkte mit Investmentfonds?
Bert Flossbach: Sehr früh, wobei ich das zeitlich nicht exakt verorten kann. Und zugeben muss, dass das Interesse für einzelne Aktien zunächst größer war ...
Und wie kam es dann zur Gründung von Flossbach von Storch?
Flossbach: Kurt von Storch und ich kennen uns schon aus Uni-Zeiten, aus dem Börsen-Seminar, haben dann später zusammen bei Goldman Sachs gearbeitet. Wir begeistern uns für Kapitalmarktthemen – und lieben beide die Unabhängigkeit. Insofern war die Unternehmensgründung folgerichtig.
Jedes Unternehmen hat bekanntlich seine eigene Philosophie. Was ist Ihre zentrale Investmentphilosophie – und wie spiegelt sich diese in der Allokation Ihrer Fonds wider?
Flossbach: Unsere Philosophie wird repräsentiert durch das Flossbach von Storch - Pentagramm. Fünf Begriffe, besser: fünf Grundsätze, an denen sich alle unsere Anlageentscheidungen messen lassen müssen: Diversifikation, Qualität, Flexibilität, Solvenz und Wert.
Kommen wir zum Thema Boutiquenfonds. Welchen Stellenwert nehmen diese für Sie mittlerweile ein, auch im Wettbewerb mit den ganz großen Asset Managern der Branche?
Flossbach: Es geht nicht allein um Größe, sondern auch und nicht zuletzt um Qualität.
Wie hat sich das Verhalten der Anleger in den letzten Jahren verändert?
Flossbach: Ich würde sagen, das Umfeld hat sich verändert. Es ist lauter geworden – und damit schwieriger, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Viele Anleger verunsichert das und sie tun dann Dinge, die sie besser lassen sollten
“Der Trend zu ETFs wird anhalten, heißt für aktive Manager wie uns: Wir müssen auch in Zukunft liefern und die Erwartungen unserer Anleger erfüllen, sie besser noch übertreffen.."
Aktuell wird auch viel über Künstliche Intelligenz und Automatisierung in der Fondsbranche diskutiert. Welche Rolle werden diese Themen in den nächsten Jahren spielen?
Flossbach: Das lässt sich leider nicht exakt vorhersagen. Wir testen seit längerem KI in der Anwendung, gerade im Research-Bereich, beim Sammeln von Daten und deren Aufbereitung. Die Entwicklung ist bemerkenswert!
Blicken wir nach vorne: Wie sehen Sie die Entwicklung der Fondsbranche in den kommenden Jahren?
Flossbach: Der Trend zu ETFs wird anhalten, heißt für aktive Manager wie uns: Wir müssen auch in Zukunft liefern und die Erwartungen unserer Anleger erfüllen, sie besser noch übertreffen. Wer sich als aktiver Manager dagegen sklavisch an einen Index heftet, wird angesichts der höheren Kosten im Vergleich zu den ETFs auf Dauer Probleme bekommen.
Nicht überall sind Investmentfonds in unserer Gesellschaft voll und ganz angekommen. Was würden Sie insbesondere jungen Anlegern mit auf den Weg geben, die gerade anfangen, sich mit Kapitalanlage bzw. Fonds zu beschäftigen?
Flossbach: Wer anfängt, statt immer weiter aufzuschieben, hat schon vieles richtig gemacht. Und dann heißt es: Geduldig sein. Geldanlage ist ein Marathon, kein Sprint. Wer das verinnerlicht, dazu in gute Unternehmen oder Fonds investiert, muss zwischenzeitige Turbulenzen nicht fürchten.
Zum Abschluss vielleicht noch eine besondere Anekdote aus fast 30 Jahren Flossbach von Storch?
Flossbach: Da kommen einige zusammen. Und an deren Ende steht immer dieselbe Erkenntnis: Zeit ist der beste Freund des langfristigen Anlegers …
Vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Bert Flossbach gründete gemeinsam mit Kurt von Storch 1998 das Unternehmen Flossbach von Storch. Er verantwortet die Bereiche Research sowie Investment Management.
Von 1991 bis 1998 war Dr. Flossbach als Executive Director bei Goldman Sachs & Co. in Frankfurt tätig. Dort verantwortete er die Verwaltung deutscher und internationaler Vermögen in New York und Frankfurt.
Von 1988 bis 1991 betreute er private und institutionelle Anleger bei der Matuschka Gruppe in München.
An der Universität Innsbruck promovierte Dr. Bert Flossbach über Portfoliomanagementkonzepte zur Verwaltung von Privat-kundenvermögen.
Er absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln.